Sie haben also am Turn gecheckt/geraist, während Sie Out of Position (OOP) waren - was nun? Sollten Sie am River eine Bet abfeuern? Wenn ja, welche Hände eignen sich dafür? Sollten Sie jemals am River checken/raisen, nachdem Sie am Turn gecheckt/geraist haben?

Wenn Sie sich nicht sicher sind, was Sie am River tun sollen, nachdem Sie den Turn gecheckt/geraist haben, dann geht es Ihnen nicht anders als der großen Mehrheit der Pokerspieler.

Mithilfe einer Beispielhand werden wir einige der häufigsten Fragen zum richtigen River-Play nach einem Check/Raise am Turn beantworten.

Werfen wir einen Blick auf die Liste der Fragen:

  1. Sollten Sie den River bluffen, nachdem Sie den Turn gecheckt/geraist haben?
  2. Mit welchen Händen ist es sinnvoll zu bluffen?
  3. Welches Sizing sollten Sie verwenden, wenn Sie am River bluffen?
  4. Wie oft sollten Sie am River bluffen, nachdem Sie am Turn gecheckt/geraist haben?
  5. Wie groß sollte Ihre Betting-Range am River sein, nachdem Sie am Turn gecheckt/geraist haben
  6. Welches Sizing sollten Sie bei einer Value Bet am River wählen?
  7. Wie spielen Sie mittelstarke Hände am River, nachdem Sie am Turn gecheckt/geraist haben?
  8. Was passiert, wenn Sie mit Ihrer mittelstarken Hand am River eine Bet machen?
  9. Sollten Sie am River jemals trappen, nachdem Sie am Turn gecheckt/geraist haben?
  10. Sollten Sie am River jemals chekcn/raisen, nachdem Sie am Turn gecheckt/geraist haben?

Beispielhand

Obwohl es unzählige Möglichkeiten gibt, den River zu erreichen, nachdem Sie den Turn gecheckt/geraist haben, werden wir die folgende Beispielhand verwenden, um Ihre Fragen zum River-Play zu beantworten.

Effektiver Stack von 200bb.
BTN macht einen Open-Raise auf 2,55bb.
BB callt.

Flop: Th9h5d (Pot 5.5bb)
BB checkt.
BTN macht eine Cbet in Höhe von 4,25bb.
BB callt.

Turn: 6h (14bb)
BB checkt.
BTN macht eine Bet in Höhe von 10bb.
BB raist auf 27bb.
BTN callt für 17bb.

River: 2c (68bb)
BB?

Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um über die Hand nachzudenken und zu entscheiden:

  1. Welche Hände würden Sie am Turn checken/raisen?
  2. Wie würden Sie diese Hände am River spielen?

Werfen wir einen Blick auf die zuvor gestellten Fragen.

Frage 1 - Sollten Sie den River bluffen, nachdem Sie den Turn gecheckt/geraist haben?

Theoretisch ist die Antwort auf diese Frage ein klares Ja. Da Sie am River mit starken Händen eine Value Bet abfeuern werden, kann Ihr Play sehr leicht durchschaubar werden, wenn Sie in diesem Spot nie einen Bluff haben.

In der Praxis hängt dies von Ihrem Gegner ab. Wenn Ihr Gegner zum Beispiel den River seltener foldet als er sollte, kann es unter Umständen richtigen sein, niemals zu bluffen.

Frage 2 - Mit welchen Händen ist es sinnvoll zu bluffen?

Sie sollten in Betracht ziehen, mit Händen zu bluffen, die kein Showdown-Value haben. Das bedeutet in der Regel, dass Sie in einem solchen Szenario einen Bluff mit König-hoch oder schlechter machen.

Nehmen wir noch einmal die Beispielhand: BB sollte am River mit KhQs eine Bet abfeuern, nachdem er den Turn gecheckt/geraist hat. Obwohl diese Hand einen Flush-Draw + Gutshot + Overcards auf dem Turn hatte, sorgt die Kreuz-Zwei dafür, dass nichts davon angekommen ist und Sie in diesem Fall König-hoch haben.

Obwohl es durchaus richtig sein kann, eine Hand wie Ass-hoch oder ein niedriges Paar in einen Bluff zu verwandeln, sollten Sie dies nach GTO-Maßstäben nur selten tun. In der Praxis könnten Sie diese Art von Händen häufiger als Bluff verwenden, wenn Ihr Gegner dazu neigt, häufiger am River zu folden, als er es eigentlich sollte.

Frage 2 - Mit welchen Händen ist es sinnvoll zu bluffen?

Frage 3 - Welches Sizing sollten Sie verwenden, wenn Sie am River bluffen?

Die einfache Antwort ist, dass Sie beim Bluffen eine Reihe von verschiedenen Bet Sizings verwenden sollten. Das liegt daran, dass auch Ihre Value-Hände je nach ihrer Stärke eine Reihe verschiedener Bet Sizings verwenden werden. Wenn Sie beim Bluffen immer das gleiche Bet Sizing nutzen, können Sie leicht ausrechenbar werden.

Das soll nicht heißen, dass alle Bet Sizings gleich sein sollten. Die am häufigsten verwendeten Bet Sizings sollten vom Board-Runout abhängen, insbesondere von der River-Karte. Sie werden oft feststellen, dass River-Karten, die viele Draws komplettieren, einen Anreiz für kleinere Bet Sizings bieten, während River-Karten, bei denen das nicht der Fall ist, einen Anreiz für größere Sizings darstellen (zumindest in diesem Szenario).

In der Beispielhand ist das häufigste von einem Poker-Solver gewählte Sizing eine 150%ige Overbet (102bb). Wenn Sie jedoch die River-Karte in eine sieben in Herz abändern, ändert sich das Sizing auf 10 % Pot (6,8bb).

Frage 4 - Wie oft sollten Sie am River bluffen, nachdem Sie am Turn gecheckt/geraist haben?

Theoretisch gibt es eine Grenze dafür, wie oft Sie mit einem verpassten Draw am River einen Bluff machen sollten. Für jede Value-Hand, mit der Sie eine Bet machen, sollten Sie eine bestimmte Anzahl von Bluffs haben, die im selben Szenario ebenfalls eine Bet abfeuern. Dieses Konzept wird von Pokerspielern als Bluff-to-Value-Verhältnis bezeichnet.

Das theoretisch korrekte Bluff-to-Value-Verhältnis hängt vom Sizing der River-Bet ab. Wenn Sie zum Beispiel eine Pot-Size-Bet am River machen, dürften Sie einmal pro zwei Value Bets bluffen.

In den meisten Fällen würden Sie nach GTO-Maßstäben zu häufig bluffen, wenn Sie mit all Ihren verpassten Draws bluffen würden. Dies wird beim Poker als Overbluffing bezeichnet.

Trotzdem ist es meist sinnvoll, mit allen verpassten Draws eine Bet zu machen. Der Grund dafür ist, dass der durchschnittliche Gegner in der Regel zu oft am River foldet, nachdem er einen Turn Check/Raise gecallt hat. Das richtige Verhältnis zwischen Bluff und Value ist für Sie nur dann wichtig, wenn Ihr Gegner gut genug ist, um Sie zu exploiten (auszunutzen), wenn Sie keinen ausgewogenen Spielstil an den Tag legen.

Frage 5 - Wie groß sollte Ihre Betting-Range am River sein, nachdem Sie am Turn gecheckt/geraist haben?

In der Beispielhand brauchten Sie ein Set oder besser, um eine Value-Bet zu machen.

Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass dies stark vom Board-Runout und der genauen Aktion abhängt.

Ein Grund, warum Ihre Value-Betting-Range in der Beispielhand so tight ist, liegt daran, dass ein möglicher Herz-Flush durch die Herz-Sechs am Turn ankommt. Wenn statt der Herz-Sechs eine andere Nicht-Herz-Karte gekommen wäre, dann sind Hände wie zwei Paare oder besser stark genug, um am River eine Value Bet abzufeuern.

Wenn Sie die River-Karte in eine Herz-Acht ändern, dann können Sie nur mit den absolut stärksten Flushes eine Value Bet machen.

Frage 6 - Welches Sizing sollten Sie bei einer Value Bet am River wählen?

Ähnlich wie beim Bluff-Sizing sollten Sie je nach Stärke Ihrer Hand eine Auswahl an verschiedenen River-Value-Bet-Sizings verwenden.

In den meisten Fällen ist es so einfach wie die Verwendung größerer Bet Sizings für stärkere Hände. In der Beispielhand nutzen Sie bei Sets und Straßen ein kleineres Sizing, während Sie bei Flushes zu größeren Sizings tendieren sollten (oft in Form einer Overbet).

Die einzige theoretische Einschränkung ist, dass Sie mit sehr starken Händen auch manchmal ein niedrigeres Sizing einstreuen sollten. Sie wollen nicht, dass Ihr Gegner jedes Mal, wenn Sie kleinere Bet Sizings verwenden, leicht zu dem Schluss kommen kann, dass Sie nicht so stark sind.

In der Praxis sind viele Gegner unaufmerksam, was bedeutet, dass es nicht notwendig ist, Ihre kleineren Bet Sizings mit starken Händen zu schützen. Dies könnte sich stattdessen nur negativ auf Ihre Winrate auswirken, da Sie mit Ihren stärksten Händen nicht mehr max. Value herausholen können.

Frage 7 - Wie spielen Sie mittelstarke Hände am River, nachdem Sie am Turn gecheckt/geraist haben?

Die einfache Antwort ist, dass Sie immer mittelstarke Hände wie Mid/Top Pair (und zwei Paare, wenn ein Flush möglich ist) checken sollten. Es lohnt sich jedoch, darüber ein wenig intensiver nachzudenken.

Am River haben Sie nicht allzu oft mittelstarke Hände, nachdem Sie am Turn gecheckt/geraist haben. Ein Grund dafür ist einfach, dass die River-Karte viele Ihrer Draws zu mittelstarken Händen verbessern könnte. Dies ist in der Beispielhand jedoch nicht der Fall, da Kreuz-Zwei am River mit keiner Ihrer Turn-Check/Raise-Semi-Bluffing-Range in Verbindung steht.

Trotzdem haben Sie in der Beispielhand mittelstarke Hände, da Sie laut GTO gelegentlich den Turn mit Paaren und Gutshot-Händen wie 97/98/T8/T7 sowie einigen Paaren wie Tx oder 9x checken/raisen.

Es ist erwähnenswert, dass dies nicht sehr oft vorkommt und dass die Mehrheit Ihrer Turn-Check/Raise-Range in der Beispielhand Flush Draws mit nur einer Karte mit oder ohne begleitenden Straight Draw sind. In der Theorie wird auch gelegentlich T9 (zwei Paare) am Turn gecheckt/geraist, die am River als mittelstarke Hand angesehen werden sollte, da sie nicht stark genug ist, um am River als Value Bet zu gelten.

Wenn Sie nach dem Checken mit einer River Bet konfrontiert werden, müssen Sie sich entscheiden, ob Sie folden oder einen Bluffcatch (callen) machen. Viele Hände können eine Mischung aus beiden Optionen sein. In der Beispielhand sollte laut GTO beispielsweise T7s manchmal ein Check und manchmal ein Fold sein.

Frage 8 - Was passiert, wenn Sie mit Ihrer mittelstarken Hand am River eine Bet machen?

Die simple Antwort ist, dass Sie meistens mit der Bet Geld verdienen werden, aber Sie nehmen nicht die profitabelste Betting-Line, die Ihnen zur Verfügung steht.

Während sowohl ein Check als auch eine Bet mit mittelstarken Händen in der Regel profitabel ist, bringt das Checken einer mittelstarken Hand mehr Geld als das Abfeuern einer weiteren Bet. Wenn Sie sich für die Bet entscheiden, "verlieren" Sie technisch gesehen Geld, da Sie mit dem Check mehr hätten verdienen können.

Frage 9 - Sollten Sie am River jemals trappen, nachdem Sie am Turn gecheckt/geraist haben?

Die theoretische Antwort auf diese Frage lautet ja. In der Beispielhand werden vom Solver manchmal der Nut-Flush oder der Second-Nut-Flush verwendet, um einen Check/Raise zu machen, um mehr Value zu generieren.

Wenn Sie am River nur verpasste Draws und mittelstarke Hände checken, könnten Ihre Check/Raise-Bluffs gegenüber aufmerksamen Gegnern durchschaubar werden, da Sie diese Betting-Line nie mit einer Value-Hand nehmen würden.

In der Praxis kann es sinnvoll sein, am River mit Ihren Value-Händen immer zu betten, anstatt zu trappen. Dies gilt insbesondere gegen passive Gegner, die selten am River eine Bet abfeuern, wenn zu ihnen gecheckt wird.

Frage 10 - Sollten Sie am River jemals checken/raisen, nachdem Sie am Turn gecheckt/geraist haben?

Ja, obwohl viele Spieler diese Betting-Line in Ihrer bisherigen Pokerkarriere noch nie verwendet haben.

In der Theorie wollen Sie mit Händen checken/raisen, die es unwahrscheinlich machen, dass Ihr Gegner eine starke Hand hat (Blocker). In der Beispielhand bedeutet dies in der Regel, dass Sie ein Herz zusammen mit einer Karte halten, die einen Teil der Nut-Straight bilden würde.

Beispiele für Check/Raise-Bluffs sind 77 mit der Herz-Sieben und T8/98 mit einem Herz. Wenn Sie eine Sieben, eine Acht oder ein Herz halten, ist es weniger wahrscheinlich, dass Ihr Gegner entweder einen Flush oder eine Straße hat. Dieses Konzept wird als Card Removal Effect oder eben Blockereffekt bezeichnet.

Das sollten Sie berücksichtigen

Starke Hände

  • Feuern Sie am River mit starken Händen eine Bet ab, in der Regel mit Sets, zwei Paaren oder besser – je nach Runout.
  • Je stärker die Value Hand ist, desto größer sollte das Sizing sein.
  • Obwohl Sie technisch gesehen manchmal mit starken Händen eine kleine Bet machen sollten, ist dies gegen die meisten Gegner nicht notwendig und kann sich negativ auf Ihre Winrate auswirken.

Mittelstarke Hände

  • Diese sollten am River immer checken.
  • Wenn sie mit einer Bet konfrontiert werden, haben sie die Wahl zwischen checken/callen (Bluffcatching), checken/folden oder checken/raisen als Bluff.

Schwache Hände (d.h. verpasste Draws)

  • Sie sollten mit einigen Ihrer verpassten Draws bluffen.
  • Gegen stärkere Gegner sollten Sie Ihr Bluff-to-Value-Verhältnis im Auge behalten.
  • Wenn Sie nicht bluffen, sollten Sie checken/folden (obwohl Sie mit diesen Hände je nach Blockereffekten auch bluffen/raisen können).

Zusammenfassung

Das richtige Play am River ist für Ihren Erfolg beim Poker essenziell. Wenn Sie wissen, wann Sie bluffen, wie Sie Value Bets machen und wie Sie mittelstarke Hände nach einem Check/Raise am Turn weiterspielen, werden Sie einen strategischen Vorteil erlangen. Denken Sie daran, dass der Schlüssel darin liegt, diese Strategien an die einzigartige Dynamik des jeweiligen Spiels und Gegners anzupassen. Mit Übung und Erfahrung können Sie Ihre Fähigkeiten verfeinern und fundiertere Entscheidungen treffen, die Ihre Winrate steigern werden!