Sie haben in Position am Flop einen Raise gemacht, vielleicht in der Hoffnung, den Pot zu gewinnen. Aber ihr Gegner hat gecallt. Was nun?
- Sollten Sie weiter feuern?
- Sollten Sie aufgeben und annehmen, dass Ihr Gegner aufgrund des Calls etwas hat?
Lassen Sie uns Ihre Strategie in die folgenden Handkategorien unterteilen:
In jedem Fall werden wir eine Strategie herausarbeiten und sie mit dem vergleichen, was ein Poker-Solver als die richtige Vorgehensweise anzeigt.
Anschließend werden wir einige Beispiele für Hände auf einem bestimmten Board betrachten.
1. Air richtig spielen
Empfohlene Strategie – Check-Back am Turn, aber den River bluffen, wenn Ihr Gegner zu Ihnen checkt.
In den meisten Fällen sollten Sie zurückchecken, wenn Sie am Turn nichts haben, nachdem Ihr Flop-Raise gecallt wurde. Sie geben jedoch nicht vollständig auf.
Wenn Ihr Gegner am River zu Ihnen checkt, können Sie einen Bluff machen. Viele Gegner folden zu häufig gegen diese Betting-Line.
Theorie vs. Praxis
Das Zurückchecken Air ist in der Praxis meist die beste Option. Aber es ist technisch nicht korrekt, in der Theorie immer so zu spielen. Nach Ansicht von Poker-Solvern sollten Sie am Turn mit ausgewählten, spekulativen Händen eine Bet abfeuern.
Hier ist ein einfaches Beispiel.
Ein Poker-Solver sagt, dass Sie manchmal mit QsJs auf einem Turn mit einer Karte wie 3h eine Bet machen sollten, nachdem Sie auf einem beispielhaften Flop wie 9d7d2c erhöht haben. Der Solver verwendet sogar sehr häufig eine Overbet (größer als der Pot).
Sollten Sie also versuchen, wie der Solver zu spielen?
Das Problem ist, dass die Strategie des Solvers unrealistische Annahmen über Ihre Gegner enthält. Der Solver erkennt an, dass eine Bet mit Air nicht mehr Geld einbringt als das Zurückchecken. Der Erwartungswert ist ungefähr gleich.
Warum empfiehlt der Solver in diesem Fall also eine Bet? Er tut dies nur, um seine Strategie ausgeglichen (balanced) zu halten.
Eine ausgewogene Pokerstrategie ist gegen die meisten Gegner nicht unbedingt erforderlich.
Außerdem gibt es zwei weitere kritische Probleme beim Tätigen einer Bet mit Air:
- Wenn Ihr Gegner seltener foldet, als der Solver annimmt, verlieren Sie mit einer Bet im Durchschnitt Geld.
- Selbst wenn ein Bluff ähnliche Ergebnisse wie das Checken bringt, erhöht ein Bluff unnötigerweise die Größe der Swings.
2. Draws richtig spielen
Empfohlene Strategie – Spielen Sie starke Draws aggressiv, aber checken Sie mit dominierten Draws. Wenn Ihr Draw nicht ankommt, können Sie den River bluffen, unabhängig davon, ob Sie am Turn gesetzt oder gecheckt haben.
Wenn Sie einen Nut Draw haben, gibt es oft ein Argument dafür, den Pot aufzubauen. Angenommen, Sie treffen Ihren Nut Draw, dann sollte Ihr Ziel sein, Ihren gesamten Stack in den Pot zu bringen. Dieses Unterfangen ist viel einfacher, wenn Sie den Pot am Turn weiter aufbauen.
Nehmen Sie andererseits an, dass Ihr Draw wahrscheinlich dominiert wird, wenn er ankommt (z. B. wenn Sie das untere Ende eines Gutshots haben), dann ist es eine gute Idee, den Pot klein zu halten, indem Sie checken.
Wenn Sie Ihren dominierten Draw treffen, können Sie eine River-Bet Ihres Gegners bequem callen, da Sie den Pot klein gehalten haben.
Angenommen, Ihr Draw kommt nicht (unabhängig von der Stärke), dann können Sie darüber nachdenken, den River zu bluffen. Diese Strategie gilt unabhängig davon, ob Sie am Turn gebettet oder gecheckt haben. Ein River-Bluff ist in beiden Szenarien gegen die meisten Gegner profitabel.
Sie können einfach folden, wenn Ihr Gegner am River Out of Position eine Bet macht, nachdem Ihr Draw nicht angekommen ist.
Theorie vs. Praxis
Diese Methode zum Spielen von Draws ist in der Praxis oft die beste. Einem Poker Solver zufolge gibt es jedoch theoretisch korrektere Möglichkeiten, Draws zu spielen.
- Der Solver macht mit einer gewissen Häufigkeit sowohl mit starke als auch mit schwachen Draws eine Bet (checkt aber ebenfalls beide Arten von Draws zurück).
- Zum Beispiel macht der Solver mit 5s8s auf einem Board wie 9d7d2c3h eine Bet (er wird aber auch mit einer gewissen Häufigkeit die gleiche Hand zurückchecken).
Es ist gut, sich der Theorie bewusst zu sein. Aber Sie können in der Regel eine höhere Winrate erzielen, indem Sie alle stärkeren Draws aggressiv spielen und die schwächeren checken. Eine Hand wie 5s8s könnte leicht die Zweitbeste sein, wenn Sie mit dieser Ihre Straße treffen.
Sie könnten auch die gleiche Logik anwenden, um den Flop mit dominierten Draws gar nicht erst zu raisen.
Der Solver fügt jedoch schwache Draws der Flop-Raising-Range hinzu.
3. Mittelstarke Hände richtig spielen
Empfohlene Strategie – Machen Sie mit mittelstarken Händen eine Bet, wenn Sie von einem anderen Draw geschlagen werden können, aber checken Sie zurück, wenn dies nicht der Fall ist. Ihr Ziel sollte es sein, den Showdown so günstig wie möglich zu erreichen.
Eine mittelstarke Hand ist in diesem Zusammenhang jedes Paar, das schlechter ist als ein Top-Paar mit schwachem Kicker.
Bei einigen Paaren ist es wahrscheinlicher, dass sie vom Turn bis zum River von einem anderen Draw geschlagen werden als bei anderen. Sie sollten versuchen, die am meisten gefährdeten Paare zu schützen, indem Sie am Turn eine Bet machen und verhindern, dass Ihr Gegner eine kostenlose River-Karte sieht.
Die folgenden Ratschläge geben einen groben Überblick über die Kategorisierung von nicht verwundbaren Paaren und verwundbaren Paaren.
Nicht verwundbare Paare - Ein nicht verwundbares Paar ist jedes Paar unterhalb des Top-Paares, das höher als ein 9er-Paar ist. Zusätzlich zählt jedes Paar dazu, das Teil eines Flush Draws oder Straight Draws ist.
Verwundbare Paare - Ein verwundbares Paar ist jedes Paar, das keinen Re-Draw zu einer Straße oder einem Flush darstellt, es sei denn, es handelt sich um ein Paar unterhalb des Top-Paares, das höher als ein 9er-Paar ist.
Theorie vs. Praxis
Eine Bet mit allen verwundbaren Paaren zu machen, führt in der Praxis zu hervorragenden Ergebnissen. Ein Poker-Solver gibt jedoch an, dass dies nur mit mittelstarken Paaren der Fall sein sollte.
Der Solver neigt dazu, Hände mit Top-Paaren und besser zu betten, zusammen mit einer Auswahl an Bluffs und Semi-Bluffs.
Außerdem rät er in Situationen, in denen mit mittelstarken Paaren eine Bet gemacht wird, dass diese zusätzlich einen Flush Draw oder Straight Draw mit sich bringen.
Zum Beispiel wird der Solver mit 5d2d auf einem Board wie 9d7d2c3h mit einer relativ hohen Frequenz eine Bet abfeuern. Mit den oben empfohlenen Strategien könnten Sie sich stattdessen dafür entscheiden, diese Handkombination aus folgenden Gründen immer zu checken:
a. Es ist ein nicht verwundbares Paar, da Sie außerdem einen Flush Draw haben.
b. Der Flush Draw wird dominiert, wenn er ankommt und deshalb ziehen Sie es vor, einen kleineren Pot zu spielen.
4. Starke Value-Hände
Empfohlene Strategie – Machen Sie mit starken Value-Händen immer eine Bet und verwenden Sie große Bet Sizings.
Sie sollten mit Ihren stärksten Händen sofort auf Value gehen und große Bet Sizings verwenden.
Gegen die meisten Gegner geht das Ziel über eine ausgewogene Strategie hinaus. Sie müssen mit Ihren starken Händen im Durchschnitt die höchste Auszahlung erzielen.
Mit diesen Händen sollten Sie in der Regel 75 % des Pots als Minimum-Bet-Sizing wählen. Bei sehr starken Händen können Sie auch Overbets (Einsätze, die größer als der Pot sind) in Betracht ziehen.
Theorie vs. Praxis
Der Solver stimmt größtenteils zu, dass Sie nach dem Flop-Raise auf dem Turn sehr häufig mit Ihren Value-Händen setzen sollten. Aber der Solver ist auch gezwungen, das Folgende zu tun:
a. Manchmal zurückchecken, um sicherzustellen, dass Sie nach dem Check einen Re-Raise mit Ihrer starken Hand bringen können.
b. Manchmal eine niedrigere Bet Size zu wählen, um sicherzugehen, dass Sie mit Ihrer starken Hand einen Re-Raise machen können.
Ihre Strategie ist grundsätzlich ausnutzbar, vorausgesetzt, Sie tun diese Dinge nicht. Aber Ihr Gegner muss extrem gut sein, um diese Art von Fehlern auszunutzen.
Wenn Sie außerdem davon ausgehen, dass Ihr Gegner nicht in der Lage ist, sich anzupassen, verdienen Sie jedes Mal mehr Geld, wenn Sie die größere Bet Sizing wählen.
Mit anderen Worten:
a. Sie müssen Ihre starken Value-Hände standardmäßig nicht zurückchecken.
b. Sie müssen mit Ihren starken Value-Händen niemals standardmäßig eine kleine Bet machen. Es ist wertvoll zu verstehen, wie die Theorie funktioniert, für den Fall, dass Sie auf einen starken Gegner treffen. Aber vor allem werden Sie ihre Winrate verringern, wenn Sie versuchen, die Anweisungen eines Solves so genau wie möglich zu kopieren.
Beispiele für das richtige Play mit Händen, die Sie am Flop geraist haben
Schauen wir uns nun die Anwendung der besprochenen Strategie in einer konkreten Situation an.
- SB macht einen Open-Raise auf 3bb, BB callt. Der Flop ist Ts9s5h.
- SB macht Continuation Bet von 4.5bb in einen Pot von 6bb.
- BB raist auf 12bb, SB callt. Der Turn ist die 4h.
SB checkt den Turn.
Welche der folgenden Hände sollten bei einer 4h am Turn nach einem IP-Raise am Flop eine weitere Bet abfeuern?
QdJd
7c8c
Ac2c
Td9d
Ac9h
JhTh
Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um Ihre eigene Antwort für jede Hand in der Liste zu geben und lesen Sie anschließend die nachfolgende Zusammenfassung für jede Hand.
Aber Ihr Draw ist immer noch stark genug, sodass es Sinn macht, den Pot aufzubauen.
Solver - Der Solver macht mit dieser Hand meist einen Check-Back. Aber es ist erwähnenswert, dass der Solver selten in dieser Situation ist. Der Solver macht entweder eine 3bet vor dem Flop oder einen Flat-Call am Flop gegen die Cbet.
Mit der gleichen Argumentation können Sie auch vermeiden, den Flop überhaupt zu raisen.
- Sie können bluffen, wenn Ihr Gegner am River zu Ihnen checkt.
- Sie können entweder eine Value Bet machen, wenn Ihr Gegner checkt, oder Sie können callen, wenn Ihr Gegner den Betting Lead übernimmt, wenn Sie Ihre Straße treffen.
- Sie können am River raisen, wenn Ihre Straße angekommen ist (besonders bei einer River-Karte wie beispielsweise 6c). Aber das ist eine Ermessensentscheidung, die davon abhängt, wie stark Ihr Draw dominiert wird.
Solver - Der Solver mischt zwischen Bet und Check. Der Solver braucht einige schwächere/dominierte Draws in seiner Betting-Range, damit die Range nicht zu stark (und unausgewogen) wird.
Es wäre kein großes Problem, hier wie der Solver zu spielen, da 7c8c bei einer 6d oder 6c River immer noch für die Nut Straight sorgen würde.
Sie sollten mit dieser Hand im Allgemeinen keinen Raise am Flop machen, da sie nicht viel Potenzial hat.
Sie werden diese Hand nur dann am Flop raisen, wenn Ihr Gegner in der Vergangenheit häufig nach einem solchen Play gefoldet hat.
Als grober Richtwert (abhängig von der Höhe des Raises) gilt: Wenn Ihr Gegner in mehr als 55 % der Fälle auf einen Flop-Raise foldet, können Sie anfangen, Air-Hände als Bluff zu raisen.
Solver - Der Solver gibt keine Ratschläge für das Spielen dieser Hand, da er mit dieser Hand nie am Flop einen Raise macht. Der Solver foldet diese Hand in 100 % der Fälle, wenn er auf dem Flop einer Continuation Bet in Höhe von 75 % des Pots gegenübersteht.
Solver - Der Solver macht recht häufig eine große Bet mit dieser Hand. Manchmal werden aber auch kleinere Bet Sizings verwendet und häufig gibt der Solver an, dass ein Check-Back ein praktikables Play ist.
Sie verstehen, dass der Solver sicherstellen muss, dass er einige stärkere Hände hat, nachdem er entweder zurückgecheckt oder eine kleine Bet gemacht hat. Aber es ist unwahrscheinlich, dass dieser Ansatz gegen die meisten Gegner der beste ist.
Sie gehen einfach das Risiko ein, mit Ihrer starken Hand zu viel Value zu verlieren.
Ein mittlerer oder kleiner Einsatz im Verhältnis zum Pot ist in Ordnung.
Solver - Der Solver macht manchmal eine Bet, checkt aber meistens zurück. Ein starker Gegner kann Sie daran hindern, verwundbare Hände zu aggressiv zu schützen.
Aber die meisten Gegner wissen nicht, wie man sich richtig anpasst, was es Ihnen ermöglicht, mit Ihren verwundbaren Paaren in 100 % der Fälle eine Bet abzufeuern.
Die empfohlene Option ist, zurückzuchecken. Im Allgemeinen können Sie bluff-catchen, wenn Ihr Gegner eine Bet macht.
Solver - Der Solver checkt mit dieser Hand hauptsächlich zurück, entscheidet sich aber manchmal auch für die Bet. Dabei handelt es sich um kein schlechtes Play, das immer noch profitabel sein wird. In der Praxis werden Sie es vielleicht häufig vorziehen, nicht verwundbare Paare zu checken und stattdessen verwundbare Paare aggressiver zu spielen.
Warum probieren Sie diese Übung nicht mit einem anderen Board und einer anderen Hand aus?
Sie haben gelernt, dass es gut ist, zu wissen, was ein Poker-Solver empfiehlt. Aber die Ergebnisse müssen nicht immer die beste Strategie in der Praxis sein, nachdem Sie am Flop geraist haben.
Zusammenfassung der empfohlenen Plays
| Hand | Strategie |
| Air | Check-Back mit der Absicht, am River zu bluffen. |
| Draw | Starke Draws betten, aber dominierte Draws checken. In beiden Fällen bluffen Sie am River, wenn der Draw nicht ankommt. |
| Mittelstark | Machen Sie mit verwundbaren Paaren eine Bet, aber checken Sie nicht verwundbare Paare. Versuchen Sie, den Showdown günstig zu erreichen. |
| Stark | Machen Sie mit starken Value-Händen eine große Bet. Tätigen Sie am River erneut eine solche Bet (wenn Ihre Hand noch stark genug ist). |
